Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Guten Morgen,
gestern Abend habe ich "Mord im Orient-Express" im Kino schauen können. Ich muß sagen, er hat mir sehr gut gefallen! Wenn man nicht so "Suchet-verliebt" ist und anderen Darstellern eine Chance gibt, kann es zu einem Kino-Vergnügen werden. Ok, Kenneth Branagh, ein toller Schauspieler, ist wirklich kein optimaler Poirot-Darsteller, zu groß, zu jung, zu "brünett" in der Haarfarbe, zu albern und der Schnäuzer...naja.. . Dennoch war es eine gelungene Version des Romans, auch sehr kurzweilig. Kann mir vorstellen, damit sowie mit den anderen Darstellern wie Johnny Depp, Michelle Pfeiffer usw, auch jüngere Leute ins Kino zu bewegen und dann auch vielleicht mal einen Roman von Agatha Christie zu lesen. Wir hatten anschließend noch ein nettes Gespräch mit einem Mitarbeiter des Kinos, der noch nie ein Buch von AC gelesen hat, dem habe ich empfohlen, unbedingt das "Buch zum Film" (haha!) zu lesen. Glaube, er macht das!
So, nun bildet Euch Euer eigenes Urteil. Das waren nur meine Impressionen ! Achja, der letzte Wortwechsel des Filmes ist SEHR interessant, mehr verrate ich nicht.....
Schönes Wochenende allerseits!
gestern Abend habe ich "Mord im Orient-Express" im Kino schauen können. Ich muß sagen, er hat mir sehr gut gefallen! Wenn man nicht so "Suchet-verliebt" ist und anderen Darstellern eine Chance gibt, kann es zu einem Kino-Vergnügen werden. Ok, Kenneth Branagh, ein toller Schauspieler, ist wirklich kein optimaler Poirot-Darsteller, zu groß, zu jung, zu "brünett" in der Haarfarbe, zu albern und der Schnäuzer...naja.. . Dennoch war es eine gelungene Version des Romans, auch sehr kurzweilig. Kann mir vorstellen, damit sowie mit den anderen Darstellern wie Johnny Depp, Michelle Pfeiffer usw, auch jüngere Leute ins Kino zu bewegen und dann auch vielleicht mal einen Roman von Agatha Christie zu lesen. Wir hatten anschließend noch ein nettes Gespräch mit einem Mitarbeiter des Kinos, der noch nie ein Buch von AC gelesen hat, dem habe ich empfohlen, unbedingt das "Buch zum Film" (haha!) zu lesen. Glaube, er macht das!
So, nun bildet Euch Euer eigenes Urteil. Das waren nur meine Impressionen ! Achja, der letzte Wortwechsel des Filmes ist SEHR interessant, mehr verrate ich nicht.....
Schönes Wochenende allerseits!
Schöne Grüße sendet
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Also, heute morgen habe ich es mir auch gegeben... ich kann Big Ben allerdings leider nur widersprechen. Das hat nichts damit zu tun, daß ich Suchet ohnehin für den besseren Poirot halte, aber inhaltlich war es eine Katastrophe!
Wer von dem Inhalt nichts wissen will, der sollte nicht weiterlesen:
Fange ich mal mit dem Positiven an: Filmerisch/Fotografisch ist der Film grandios gut gemacht. Die Kamerafahrten senkrecht am Zug entlang und von oben in die Abteile sind einfach nur klasse.
Bei der Filmmusik ganz genau hinhören: der Haus- und Hofkomponist von Branagh, Patrick Doyle, hat sich eine kleine Hommage an Peter Ustinov einfallen lassen. Wenn der Zug durch die Landschaft fährt, erklingt die Titelmelodie aus "Das Böse unter der Sonne". Das zaubert einem ein Lächeln auf's Gesicht.
Und jetzt hört es leider schon auf. Worin war ich? Bei Indiana Jones? Auf den habe ich schon in der Anfangssequenz gewartet. Wie auch schon im Suchet Film will man wohl unbedingt erklären, warum Poirot im Nahen Osten unterwegs war. Allerdings geschieht das hier keineswegs diskret, sondern vor hunderten von Zuschauern eher in Slapstik Manier ( ich denke nur an den Stock in der Mauer).
Ich kann nicht immer verstehen, warum man die Anzahl und Namen von Figuren aus dem Buch ändern muß. Das hat mir schon bei Suchet nicht gefallen, als man den Doktor zu einem Teil der Intrige machte und Hardman ganz rausließ.
Aber hier kommt es wirklich ganz dick: aus Colonel Arbuthnot wird der dunkelhäutige Doktor Arbuthnot. Häh??? Damit konnte man sich zum Thema Rassismis etwas austoben.
Aus der schwedischen Missionarin Greta Ohlsson wir die Spanierin (Achtung!) Pilar Estravados! Na, klingelt es da? Das ist die Enkelin des Simeon Lee in "Hercule Poirots Weihnachten"! Hatten die keine blonde Schauspielerin oder mußte man unbedingt Penelope Cruz unterbringen?
Aus Antonio Foscarelli wird Beniamino Marquez (habe ich leider auch nicht verstanden) und aus Pierre Michel plötzlich der Bruder des französischen Kindermädchens, das sich im Fall Armstrong umbrachte.
Apropos Armstrong, da zaubert man plötzlich eine Verbindung zu Poirot, der angibt, er habe von Armstrong einen Brief erhalten, um den Entführungsfall aufzuklären, aber dazu sei es zu spät gewesen. Dazu vermasselt man die wundervolle Szene, in der Poirot aufgrund des verbrannten Zettels die wahre Identität Ratchetts herausfindet. Auf die Hutschachteln könnt ihr vergeblich warten. Man war nicht mal in der Lage den richtigen Text des Zettels aufzuschreiben.
Das man sich etwas inhaltliche Freiheiten nimmt, das ist normalerweise völlig in Ordnung, aber hier geht es mir entschieden zu weit. Poirot hängt man auch noch eine schmerzvolle Liebesgeschichte an, indem man ihn schmachtend vor ein Foto einer Katharine setzt, mit der er dann als seine Liebe spricht! Geht's noch??? Hätte man ihm wenigstens ein Foto von Vera Rossakoff gegeben!
Branagh hat eindeutig seine Stärken, wenn er die Befragungen durchführt, aber warum zum Teufel muß er über das Dach des Zuges spazieren, ein Picknick im Schnee abhalten, mit einem Flüchtigen kämpfen und dabei durch die Holzbrücke krachen und wird auch noch angeschossen! Hatte ich das mit Indiana Jones schon erwähnt?
Die Kritikerin der FAZ hat es in meinen Augen genau getroffen: dieser Poirot hat keinen Charme. Die Schlußszene bei der Aufklärung des Falles ist so melodramatisch überzogen, als Poirot anbietet, daß man ihn erschießen kann, damit die Wahrheit nicht rauskommt.
Leider nehmen sich die Leute, die die Bücher nicht kennen, jetzt den Film als Maßstab. Aber dieser Film hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der wirklichen Figur des Poirot aus den Büchern zu tun. Wenn der den Drehbuchautoren zu langweilig ist, dann sollen sie es bleiben lassen, aber bitte keinen Actionstar aus ihm machen. So gerne ich auch Suchet sehe, aber die Verfilmung von Lumet ist die getreueste. Die Suchet Verfilmung hat einen anderen Ansatz, zeigt aber das Problem auf, mit dem Poirot kämpfen muß. Moral gegen Gesetz. Das nimmt man Branagh hier überhaupt nicht ab.
Wie hat es Mr. Hicks, Schwiegersohn von Agatha Christie, doch so schön gesagt: "Wir lachen mit Poirot, aber nicht über ihn." Hier kann man nur über ihn lachen, weil seine Eigenarten nicht als charmante Selbstverständlichkeiten transportiert werden, sondern als Lächerlichkeit.
Aber Mark kann sich freuen: im Abspann taucht als ausführender Produzent der Urenkel von Agatha Christie auf, einer aus der Pritchard-Sippe. Er macht genauso weiter wie sein Vater: Hauptsache die Kasse stimmt. Berufsurenkel.
Und der letzte Wortwechsel... darüber konnte ich gar nicht lachen. Klingt eher nach der Drohung, daß man uns noch einen Film antut.
Meiner Meinung nach hat man eine große Chance weggeworfen, indem man viel zu viel am Inhalt geändert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob der Drehbuchautor je das Buch gelesen hat. Man kann eine großartige Geschichte auch ruinieren. Wahrscheinlich fällt es aber nur uns auf, weil wir die Bücher zu gut kennen. Das normale Publikum wird sich gut unterhalten haben, da es die gravierenden Unterschiede nicht kennt. Aber ist das der Preis?
Wer von dem Inhalt nichts wissen will, der sollte nicht weiterlesen:
Fange ich mal mit dem Positiven an: Filmerisch/Fotografisch ist der Film grandios gut gemacht. Die Kamerafahrten senkrecht am Zug entlang und von oben in die Abteile sind einfach nur klasse.
Bei der Filmmusik ganz genau hinhören: der Haus- und Hofkomponist von Branagh, Patrick Doyle, hat sich eine kleine Hommage an Peter Ustinov einfallen lassen. Wenn der Zug durch die Landschaft fährt, erklingt die Titelmelodie aus "Das Böse unter der Sonne". Das zaubert einem ein Lächeln auf's Gesicht.
Und jetzt hört es leider schon auf. Worin war ich? Bei Indiana Jones? Auf den habe ich schon in der Anfangssequenz gewartet. Wie auch schon im Suchet Film will man wohl unbedingt erklären, warum Poirot im Nahen Osten unterwegs war. Allerdings geschieht das hier keineswegs diskret, sondern vor hunderten von Zuschauern eher in Slapstik Manier ( ich denke nur an den Stock in der Mauer).
Ich kann nicht immer verstehen, warum man die Anzahl und Namen von Figuren aus dem Buch ändern muß. Das hat mir schon bei Suchet nicht gefallen, als man den Doktor zu einem Teil der Intrige machte und Hardman ganz rausließ.
Aber hier kommt es wirklich ganz dick: aus Colonel Arbuthnot wird der dunkelhäutige Doktor Arbuthnot. Häh??? Damit konnte man sich zum Thema Rassismis etwas austoben.
Aus der schwedischen Missionarin Greta Ohlsson wir die Spanierin (Achtung!) Pilar Estravados! Na, klingelt es da? Das ist die Enkelin des Simeon Lee in "Hercule Poirots Weihnachten"! Hatten die keine blonde Schauspielerin oder mußte man unbedingt Penelope Cruz unterbringen?
Aus Antonio Foscarelli wird Beniamino Marquez (habe ich leider auch nicht verstanden) und aus Pierre Michel plötzlich der Bruder des französischen Kindermädchens, das sich im Fall Armstrong umbrachte.
Apropos Armstrong, da zaubert man plötzlich eine Verbindung zu Poirot, der angibt, er habe von Armstrong einen Brief erhalten, um den Entführungsfall aufzuklären, aber dazu sei es zu spät gewesen. Dazu vermasselt man die wundervolle Szene, in der Poirot aufgrund des verbrannten Zettels die wahre Identität Ratchetts herausfindet. Auf die Hutschachteln könnt ihr vergeblich warten. Man war nicht mal in der Lage den richtigen Text des Zettels aufzuschreiben.
Das man sich etwas inhaltliche Freiheiten nimmt, das ist normalerweise völlig in Ordnung, aber hier geht es mir entschieden zu weit. Poirot hängt man auch noch eine schmerzvolle Liebesgeschichte an, indem man ihn schmachtend vor ein Foto einer Katharine setzt, mit der er dann als seine Liebe spricht! Geht's noch??? Hätte man ihm wenigstens ein Foto von Vera Rossakoff gegeben!
Branagh hat eindeutig seine Stärken, wenn er die Befragungen durchführt, aber warum zum Teufel muß er über das Dach des Zuges spazieren, ein Picknick im Schnee abhalten, mit einem Flüchtigen kämpfen und dabei durch die Holzbrücke krachen und wird auch noch angeschossen! Hatte ich das mit Indiana Jones schon erwähnt?
Die Kritikerin der FAZ hat es in meinen Augen genau getroffen: dieser Poirot hat keinen Charme. Die Schlußszene bei der Aufklärung des Falles ist so melodramatisch überzogen, als Poirot anbietet, daß man ihn erschießen kann, damit die Wahrheit nicht rauskommt.
Leider nehmen sich die Leute, die die Bücher nicht kennen, jetzt den Film als Maßstab. Aber dieser Film hat in meinen Augen nicht besonders viel mit der wirklichen Figur des Poirot aus den Büchern zu tun. Wenn der den Drehbuchautoren zu langweilig ist, dann sollen sie es bleiben lassen, aber bitte keinen Actionstar aus ihm machen. So gerne ich auch Suchet sehe, aber die Verfilmung von Lumet ist die getreueste. Die Suchet Verfilmung hat einen anderen Ansatz, zeigt aber das Problem auf, mit dem Poirot kämpfen muß. Moral gegen Gesetz. Das nimmt man Branagh hier überhaupt nicht ab.
Wie hat es Mr. Hicks, Schwiegersohn von Agatha Christie, doch so schön gesagt: "Wir lachen mit Poirot, aber nicht über ihn." Hier kann man nur über ihn lachen, weil seine Eigenarten nicht als charmante Selbstverständlichkeiten transportiert werden, sondern als Lächerlichkeit.
Aber Mark kann sich freuen: im Abspann taucht als ausführender Produzent der Urenkel von Agatha Christie auf, einer aus der Pritchard-Sippe. Er macht genauso weiter wie sein Vater: Hauptsache die Kasse stimmt. Berufsurenkel.
Und der letzte Wortwechsel... darüber konnte ich gar nicht lachen. Klingt eher nach der Drohung, daß man uns noch einen Film antut.
Meiner Meinung nach hat man eine große Chance weggeworfen, indem man viel zu viel am Inhalt geändert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob der Drehbuchautor je das Buch gelesen hat. Man kann eine großartige Geschichte auch ruinieren. Wahrscheinlich fällt es aber nur uns auf, weil wir die Bücher zu gut kennen. Das normale Publikum wird sich gut unterhalten haben, da es die gravierenden Unterschiede nicht kennt. Aber ist das der Preis?
"I do not approve of murder."
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Armer Dexter, in meiner Stadt läuft der Film in einem Programmkino, und zwar sogar im 70 mm-Großbildleinwandformat.
Du musst aber absolut nicht traurig sein, denn du hast keinen Poirot verpasst, sondern nur einen recht penetranten, uncharmanten Branagh plus ein paar opulente Bilder. Ich kann mich Mason in allem nur voll und ganz anschließen: eine katastrophale, frei erfundene Anfangsszene an der Klagemauer, sinnfreie Action-Szenen von Hercule im Schnee bzw. auf dem Zug-Dach, unsägliche Abänderungen bei Figuren und Handlungen und am Ende die Drohung, dass dieser Poirot sich demnächst auch noch an den Nil begeben wird...
Zwei Dinge haben mir vor allem den Filmabend verdorben: Den meisten der hervorragenden Schauspielern, wie z.B. Judi Dench, wurde kaum Gelegenheit geboten, sich neben dem Egomanen Branagh zu entfalten. Und dann diese grauenhafte Dialog-Sprache, da war nichts mehr Christie like
Hätte "unser " Poirot jemals ein Dessert geteilt mit einem Schurken, für den er es ablehnt zu arbeiten? Und wenn er mit einem Fuß in einen Kamel-Fladen mit seinen Patent-Lederschuhen im Orient getreten wäre, so hätte er wohl unverzüglich einen der dort zahlreichen Schuhputzer-Jungen herbeigewunken, anstatt sich auch noch bewußt den anderen Schuh einzusauen... Non, non, non, Kenneth Branagh hat sich schlecht auf seine Rolle vorbereitet und präsentiert uns hier einen entstellten, unliebenswerten Poirot. Hätte das mit dem Erschießen bloß geklappt
Schön, Big Ben & andere, dass ihr es amüsant fandet - ich werde mir dieses Machwerk später definitiv auch nicht als DVD kaufen.
Du musst aber absolut nicht traurig sein, denn du hast keinen Poirot verpasst, sondern nur einen recht penetranten, uncharmanten Branagh plus ein paar opulente Bilder. Ich kann mich Mason in allem nur voll und ganz anschließen: eine katastrophale, frei erfundene Anfangsszene an der Klagemauer, sinnfreie Action-Szenen von Hercule im Schnee bzw. auf dem Zug-Dach, unsägliche Abänderungen bei Figuren und Handlungen und am Ende die Drohung, dass dieser Poirot sich demnächst auch noch an den Nil begeben wird...
Zwei Dinge haben mir vor allem den Filmabend verdorben: Den meisten der hervorragenden Schauspielern, wie z.B. Judi Dench, wurde kaum Gelegenheit geboten, sich neben dem Egomanen Branagh zu entfalten. Und dann diese grauenhafte Dialog-Sprache, da war nichts mehr Christie like
Hätte "unser " Poirot jemals ein Dessert geteilt mit einem Schurken, für den er es ablehnt zu arbeiten? Und wenn er mit einem Fuß in einen Kamel-Fladen mit seinen Patent-Lederschuhen im Orient getreten wäre, so hätte er wohl unverzüglich einen der dort zahlreichen Schuhputzer-Jungen herbeigewunken, anstatt sich auch noch bewußt den anderen Schuh einzusauen... Non, non, non, Kenneth Branagh hat sich schlecht auf seine Rolle vorbereitet und präsentiert uns hier einen entstellten, unliebenswerten Poirot. Hätte das mit dem Erschießen bloß geklappt
Schön, Big Ben & andere, dass ihr es amüsant fandet - ich werde mir dieses Machwerk später definitiv auch nicht als DVD kaufen.
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Die Filmkritik der FAZ von Ursula Scheer, auf die uns Mason dankenswerter Weise hingewiesen hat, ist wirklich lesenswert. Schon der Titel trifft voll ins Schwarze: "Orient-Express in umgekehrter Wagenreihung"
Hier der Link:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/k ... 10-p2.html
Hier der Link:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/k ... 10-p2.html
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Guten Morgen allerseits,
danke Mason für den Hinweis auf die Musik. Da habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht darauf geachtet !
Es stand nirgendswo geschrieben, dass der Film den Anspruch hat, originalgetreu Wort für Wort den Roman umzusetzen. Daher bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass alle Wortgefechte, alle Darsteller dem Roman zu 100% entsprechen müssen. Ich kenne wirklich alle Bücher ! Aber richtig, Poirot und das Bild einer Frau, Katherine, das mußte auch nicht sein, dann lieber die Gräfin Vera. Und ja, bei dem Namen Pilar mußte ich auch schmunzeln, Hercule Poirots Weihnachten läßt grüßen.
Und dass Mr Branagh nun mal nicht der geborene Poirot-Darsteller ist, da sind wir uns wohl alle einig. War Sir Peter Ustinov auch nicht ! Aber Margareth Rutherford war auch keine Miss Marple, im Gegenteil, da wurden die Romane wüst verfilmt , Austausch der Detektive, frei erfundene Stories (Mörder Ahoi) usw. Und trotzdem, sehenswert sind die alten Schinken immer noch.
Schön, dass es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Und wenn nur 5 % der Kinobesucher sich anschließend EIN Buch von Agatha Christie vornehmen, dann hat sich der Film "gelohnt" . Wir fühlten uns jedenfalls gut unterhalten, obwohl alles bekannt war.
Und.... wie alles im Leben, auch Filme sind Geschmackssache ! So finde ich die bei ONE gezeigten französischen Produktionen "Mörderische Spiele" ganz, ganz furchtbar, da wird mit dem Namen "Agatha Christie" geworben, und fast nichts stimmt. Dieser Kommissar und die blonde Sirene als Sekretärin sowie die rothaarige Journalistin, furchtbar. Da ist "Mord im Orientexpress" ja fast originalgetreu verfilmt
Schönen Wochenbeginn,
danke Mason für den Hinweis auf die Musik. Da habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht darauf geachtet !
Es stand nirgendswo geschrieben, dass der Film den Anspruch hat, originalgetreu Wort für Wort den Roman umzusetzen. Daher bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass alle Wortgefechte, alle Darsteller dem Roman zu 100% entsprechen müssen. Ich kenne wirklich alle Bücher ! Aber richtig, Poirot und das Bild einer Frau, Katherine, das mußte auch nicht sein, dann lieber die Gräfin Vera. Und ja, bei dem Namen Pilar mußte ich auch schmunzeln, Hercule Poirots Weihnachten läßt grüßen.
Und dass Mr Branagh nun mal nicht der geborene Poirot-Darsteller ist, da sind wir uns wohl alle einig. War Sir Peter Ustinov auch nicht ! Aber Margareth Rutherford war auch keine Miss Marple, im Gegenteil, da wurden die Romane wüst verfilmt , Austausch der Detektive, frei erfundene Stories (Mörder Ahoi) usw. Und trotzdem, sehenswert sind die alten Schinken immer noch.
Schön, dass es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Und wenn nur 5 % der Kinobesucher sich anschließend EIN Buch von Agatha Christie vornehmen, dann hat sich der Film "gelohnt" . Wir fühlten uns jedenfalls gut unterhalten, obwohl alles bekannt war.
Und.... wie alles im Leben, auch Filme sind Geschmackssache ! So finde ich die bei ONE gezeigten französischen Produktionen "Mörderische Spiele" ganz, ganz furchtbar, da wird mit dem Namen "Agatha Christie" geworben, und fast nichts stimmt. Dieser Kommissar und die blonde Sirene als Sekretärin sowie die rothaarige Journalistin, furchtbar. Da ist "Mord im Orientexpress" ja fast originalgetreu verfilmt
Schönen Wochenbeginn,
Schöne Grüße sendet
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Ich habe ja angesprochen, daß Änderungen durchaus in Ordnung sind. Die gab es bei Suchet auch zu Genüge, aber es gab einen Unterschied dazu: sie dienten der Geschichte. Warum muß man aber so massive Änderungen der Figuren vornehmen? Das hat doch mit dem Buch nichts mehr zu tun. Ich erwarte natürlich nicht, daß es 1:1 Dialoge gibt. Das geht gar nicht. Aber dann einen Monolog aus "Vorhang" einbauen, der nicht dahin gehört, weil er aus einem völlig anderen Zusammenhang kommt.
Wie Wilfried es schon angesprochen hat, nimmt Branagh viel zu viel Raum ein. Die anderen Figuren haben nie eine Chance zur Entfaltung. Das liegt bestimmt nicht an den Schauspielern, aber Derek Jacobi muß sich schon gefragt haben, was er da eigentlich spielt. Und Johnny Depp nehme ich den verängstigten Ratchett überhaupt nicht ab. Ein schmieriges Gangstergrinsen und ein paar Narben im Gesicht machen die Rolle nicht aus. Da waren Toby Jones und Richard Widmark um Klassen besser.
Mir fehlte auch ein bißchen das Klaustrophobische des Zugs. Daß der Hilftstrupp schon am Zug steht und fröhlich schaufelt, hebt doch völlig die Wirkung auf, daß man mit allen Mitreisenden in einem engen Zug gefangen ist und keinesfalls entkommen kann. Genau das macht doch die Christie Bücher aus: Personen, die aufgrund der Örtlichkeit gefangen sind, nicht entkommen können und somit Poirot ausgeliefert sind, weil sie ihm nicht aus dem Weg gehen können. Man fragt sich bei dieser Version, warum nicht jeder auf die Draisine des Suchtrupps steigt und einfach in die andere Richtung fährt.
Aber natürlich ist alles Geschmackssache und jeder sollte sich seine Meinung bewahren. Ich fühlte mich keinesfalls unterhalten, sondern ein bißchen veralbert.
Kann mir bitte noch jemand erklären, was diese Szene soll, in der Poirot im Bett liegt und kichernd Charles Dickens liest? Ich wußte nicht mehr, ob Poirot einfach infantil ist oder nicht alle Tassen im Schrank hat.
Wie Wilfried es schon angesprochen hat, nimmt Branagh viel zu viel Raum ein. Die anderen Figuren haben nie eine Chance zur Entfaltung. Das liegt bestimmt nicht an den Schauspielern, aber Derek Jacobi muß sich schon gefragt haben, was er da eigentlich spielt. Und Johnny Depp nehme ich den verängstigten Ratchett überhaupt nicht ab. Ein schmieriges Gangstergrinsen und ein paar Narben im Gesicht machen die Rolle nicht aus. Da waren Toby Jones und Richard Widmark um Klassen besser.
Mir fehlte auch ein bißchen das Klaustrophobische des Zugs. Daß der Hilftstrupp schon am Zug steht und fröhlich schaufelt, hebt doch völlig die Wirkung auf, daß man mit allen Mitreisenden in einem engen Zug gefangen ist und keinesfalls entkommen kann. Genau das macht doch die Christie Bücher aus: Personen, die aufgrund der Örtlichkeit gefangen sind, nicht entkommen können und somit Poirot ausgeliefert sind, weil sie ihm nicht aus dem Weg gehen können. Man fragt sich bei dieser Version, warum nicht jeder auf die Draisine des Suchtrupps steigt und einfach in die andere Richtung fährt.
Aber natürlich ist alles Geschmackssache und jeder sollte sich seine Meinung bewahren. Ich fühlte mich keinesfalls unterhalten, sondern ein bißchen veralbert.
Kann mir bitte noch jemand erklären, was diese Szene soll, in der Poirot im Bett liegt und kichernd Charles Dickens liest? Ich wußte nicht mehr, ob Poirot einfach infantil ist oder nicht alle Tassen im Schrank hat.
"I do not approve of murder."
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Zitat: Kann mir bitte noch jemand erklären, was diese Szene soll, in der Poirot im Bett liegt und kichernd Charles Dickens liest? Ich wußte nicht mehr, ob Poirot einfach infantil ist oder nicht alle Tassen im Schrank hat.
Jaaa, da stimme ich voll und ganz mit Dir überein Vielleicht befragen wir dazu mal den Berufsurenkel?
Jaaa, da stimme ich voll und ganz mit Dir überein Vielleicht befragen wir dazu mal den Berufsurenkel?
Schöne Grüße sendet
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
BigBen
"Denken Sie immer an die kleinen grauen Zellen, mon ami!" (Hercule Poirot)
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Lieber BigBen, da hast Du natürlich recht: Gegenüber den französischen "Mörderischen Spielen" war der branaghsche Orient-Express immerhin noch auf Anhieb als ein Christie zu erkennen
Du hast vollkommen recht, Mason: Das Klaustrophobische ist eins der Kernelemente des Romans, wie auch bei "Tod auf dem Nil" oder "Und dann gabs keines mehr". Ärgerlich, dass gerade dies im Film so verhunzt wurde. Hoffentlich ist das beim Re-Make von "And Then They Were None" nicht in ähnlicher Weise passiert. Hat das englische Original schon jemand gesehen?
Ich kann mir die diversen subtilen Änderungen und Anspielungen beim neuen Orient-Express nur so erklären: Vielleicht hatte Branagh ja eine Wette laufen: Welcher eingefleischte Poirot-Fan erkennt wohl alle Versatzstücke, die er hier und da (völlig sinnfrei) eingebaut hat Möglicherweise, lieber Mason, sollten wir auch noch jene "brillianten" zwei neuen Romane über den jungen Poirot lesen, um zu erfahren, dass dort jene Katharine Erwähnung findet Aber das tue ich mir nicht an, da trete ich lieber schnell die Flucht in der Draisine an
PS: Ich war auch von Johnny Depp enttäuscht. Völlig unglaubwürdig, als jemand der sehr um sein Leben fürchtet. Recht gut hat mir hingegen Michelle Pfeiffer gefallen; es war schön, sie endlich mal wieder auf der Leinwand zu sehen
Du hast vollkommen recht, Mason: Das Klaustrophobische ist eins der Kernelemente des Romans, wie auch bei "Tod auf dem Nil" oder "Und dann gabs keines mehr". Ärgerlich, dass gerade dies im Film so verhunzt wurde. Hoffentlich ist das beim Re-Make von "And Then They Were None" nicht in ähnlicher Weise passiert. Hat das englische Original schon jemand gesehen?
Ich kann mir die diversen subtilen Änderungen und Anspielungen beim neuen Orient-Express nur so erklären: Vielleicht hatte Branagh ja eine Wette laufen: Welcher eingefleischte Poirot-Fan erkennt wohl alle Versatzstücke, die er hier und da (völlig sinnfrei) eingebaut hat Möglicherweise, lieber Mason, sollten wir auch noch jene "brillianten" zwei neuen Romane über den jungen Poirot lesen, um zu erfahren, dass dort jene Katharine Erwähnung findet Aber das tue ich mir nicht an, da trete ich lieber schnell die Flucht in der Draisine an
PS: Ich war auch von Johnny Depp enttäuscht. Völlig unglaubwürdig, als jemand der sehr um sein Leben fürchtet. Recht gut hat mir hingegen Michelle Pfeiffer gefallen; es war schön, sie endlich mal wieder auf der Leinwand zu sehen
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Ach ja, die brillianten Bücher dieser Frau Hannah. Eigentlich wollte ich ihr noch eine zweite Chance geben. Nachdem sie aber in ihrer Kritik zum Film eine Lobhudelei auf Branagh als besten Poirot ever angefangen hat, war es endgültig aus. Sie hat schon die Figur im Buch ruiniert. Als so große Christie Expertin sollte sie es doch besser wissen, was Branagh alles geändert hat, aber das hat ihr überaus gefallen. Na ja...entspricht wohl dem Stil ihrer Bücher, die nichts taugen.
Wilfried, ich hätte gern einen Platz auf der Draisine!
Wilfried, ich hätte gern einen Platz auf der Draisine!
"I do not approve of murder."
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
passt auf, dass ihr mit der Draisine nicht die "obengenannte" erwischt!
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Gerne doch, lieber MasonWilfried, ich hätte gern einen Platz auf der Draisine!
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
"I do not approve of murder."
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
OMG, was kommt dann auf uns zu
Vielleicht wieder ein sportlicher Poirot, der dann die Cheops-Pyramide ganz raufklettert und im Katarakt-Hotel als flotter Tänzer und Frauenschwarm brilliert
Vielleicht wieder ein sportlicher Poirot, der dann die Cheops-Pyramide ganz raufklettert und im Katarakt-Hotel als flotter Tänzer und Frauenschwarm brilliert
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Okay, den Tänzer gönnen wir ihm. Ich finde den entsetzten Gesichtsausdruck Suchets/Poirots einfach göttlich, als er von Mrs.Otterbourne zum Tanzen aufgefordert wird.
Mmh. die Pyramiden hoch? Vielleicht lernen wir aber auch, daß er es war, der die Sphinx raufgeklettert ist und ihr die Nase abgerissen hat... oder war das doch nicht Obelix???
Meine Hoffnung ist, daß das Schiff untergeht.
Mmh. die Pyramiden hoch? Vielleicht lernen wir aber auch, daß er es war, der die Sphinx raufgeklettert ist und ihr die Nase abgerissen hat... oder war das doch nicht Obelix???
Meine Hoffnung ist, daß das Schiff untergeht.
"I do not approve of murder."
Re: Mord im Orientexpress Neuverfilmung
Wer etwas Kleingeld übrig hat, kann sich bei Villeroy & Boch mit Weihnachtsgeschenken aus der Murder on the Orient Express Collection eindecken ...
http://www.elle.de/villeroy-boch-mord-im-orient-express
http://www.elle.de/villeroy-boch-mord-im-orient-express
Christian Kirsch (Administrator)